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    Die Wahrung der Menschenrechte muss zum bestimmenden Motiv individuellen

Seminar-Resümee

Jeder Mensch ist ein UN-Botschafter

Die Wahrung der Menschenrechte muss zum bestimmenden Motiv individuellen

Celile und Herbert - TeilnehmerInnen des Seminars
Die Wahrung der Menschenrechte muss zum bestimmenden Motiv individuellen
Handelns in der modernen Gesellschaft werden.


Die UNO ist tot – es lebe die UNO!
Die erste Auflage des Seminars findet zu einem Zeitpunkt statt, da Generalsekretär Kofi Annan anlässlich des UNO-Gipfels Mitte September die Reformbedürftigkeit seiner Organisation anmahnte. Trotz aller Anstrengungen wird die UNO ihrer Rolle als Hüterin der Menschenrechte nur unzureichend gerecht. Reinhard Ruch, einer der beiden Teamenden des Seminars: „Letztlich muss zwar die UNO selbst eine innere und äußere Neujustierung ihrer Arbeit vollziehen. Das bedeutet aber auch, dass nur ein Kanon von international agierenden Organisationen die anstehenden Aufgaben bewältigen kann.“

Das ver.di-finanzierte Seminar in Brannenburg ist explizit kein ‚UNO-Seminar’. Vielmehr werden anhand eines historischen Abrisses der Idee der Menschenrechte und ihrer Wurzeln, die bis zu den ‚10 Geboten’ zurückreichen, und des konkurrierenden Völkerrechts Konfliktlinien der aktuellen Weltpolitik, deren Akteure sowie die jeweiligen Interessenslagen bearbeitet. So gesehen bietet Haus Brannenburg ein Seminar, das Weltpolitik durchschaubar und für den einzelnen Bürger nachvollziehbar macht. Tenor: Internationale Politik hat etwas mit mir persönlich zu tun: Ich kann und muss mich einbringen und Druck erzeugen, der die Wahrung der Menschenrechte letztlich garantiert.

NGOs müssen Netzwerk bilden
Die Anschläge vom 11. September 2001, die zweite Intifada im Nahen Osten oder die heutige Situation im Irak können leicht missbraucht werden, um militärisches Eingreifen ohne UNO-Legitimation zu rechtfertigen. Und tatsächlich: Ob es sich dabei um einen ‚Kampf der Kulturen’, ‚Staatsterrorismus’ oder die schleichende Aushebelung des Völkerrechts handelt, ist nicht eindeutig mit ‚Ja’ oder ‚Nein’ zu beantworten. Mathias Meyer, ebenfalls Teamender in diesem Seminar: „Wie überall im Leben gibt es auch hier nicht die einzig wahre Antwort. Für keinen der an internationalen Auseinandersetzungen Beteiligten gibt es eine Rechtfertigung qua dessen Status. In jedem Einzelfall müssen Organisationen wie die UNO entscheiden, ob der Bruch des Völkerrechts zu akzeptieren ist. Jeder Automatismus ist verheerend.“
Die Essenz des Seminars liegt in der Erkenntnis, dass Menschenrechte und deren Zusammenwirken mit dem Völkerrecht sowie anderen Rechtsnormen zum Leitmotiv persönlichen Handelns gemacht werden. In der Fähigkeit, supranationale Konstellationen erkennen, bewerten und für die individuelle Lebenssituation interpretieren zu können, ist das Anliegen des Brannenburger Seminars zu finden. Und: Im Verständnis davon, dass es keine singulären Lösungen gibt, lautet auch hier ‚Vernetzung’ die Devise. Die Aufgaben der UNO stehen prinzipiell nicht zur Disposition. Aber es muss andere, neue Akteure geben, die im Verbund eine Weltinnenpolitik betreiben. Die EU spielt dabei ebenso eine Rolle wie beispielsweise die internationale Gewerkschaftsbewegung. Im Zusammenspiel kann durch Information und Aufklärung jeder einzelne für sich die Frage beantworten: „Was hat das alles mit mir zu tun?“ Eine Aufgabe, zu dem das Seminar in Brannenburg wesentliche Impulse liefert.

Menschenrechte sind tatsächlich in Gefahr
Celile: Was ich an diesem Seminar schätze, ist die ‚neue Perspektive’, die ich in Sachen internationale Politik gewonnen habe. Ich hatte die Vorstellung, dass UNO, Menschenrechte und Weltpolitik sehr abstrakte Begriffe sind. Aber die Referenten haben mir eindrucksvoll verdeutlicht, dass es auch um ganz persönliche Erfahrungen mit der Frage nach den Menschenrechten geht. Als hier lebende Türkin gab es auch schon die eine andere Situation, in der ich meine Menschenwürde verletzt sah – der Sprung bis zur schwerwiegenden Menschenrechtsverletzung ist da nur sehr klein.

Herbert: Ich kann mich an die Anschläge an Mölln und Solingen erinnern. Damals setzten sich Firmenleitung und Betriebsrat unmittelbar danach an einen Tisch und schlossen eine Betriebs-vereinbarung zum Thema Fremdenfeindlichkeit und Gewalt gegen ausländische Mitbürger ab. Das war für mich ein unmittelbares Erlebnis, wie ich zur Wahrung der Menschenrechte beitragen kann – ganz individuell und in meinem beruflichen Umfeld. Das Seminar liefert jetzt - sozusagen nachträglich – einen theoretischen Unterbau und die Bestätigung unseres Handelns von damals. Und ganz nebenbei liefern die beiden erstklassigen Teamer wertvolle Aufklärungsarbeit über internationale Verflechtungen und politische Interdependenzen.

Weitere Informationen:
Haus Brannenburg
Pädagogische Leitung
Frau Marion Fendt
Fon: 0 80 34.9 05 - 1 40
Fax: 0 80 34.9 05 - 1 46
marion.fendt@verdi.de


(Marko Junghänel, 28.09.2005)