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Seminar-Resümees

Vier Mal ist doppelt gut

Die vier Grundlagenseminare für Betriebsräte behandeln alle wesentlichen Themen, auf die die Kollegen/-innen nach ihrer Wahl vorbereitet sein müssen. Aber sie machen nur Sinn in ihrer Gesamtheit. Denn alle Aspekte der Betriebsratsarbeit werden dort vernetzt und in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit beleuchtet. „Man erwirbt damit quasi den ‚Führerschein’ als Betriebsrat, das absolut notwendige Grundwissen, das in der Folge durch die praktische Arbeit erweitert wird“, rät Werner Tomek, freigestellter Betriebsrat und Teamer im Haus Brannenburg.

Nur die Seminarsituation bringt Wissens- und Kompetenzzuwachs
Wer glaubt, dieses theoretische Grundwissen könne man sich auch im Selbststudium aneignen oder „Training on the Job“ würde genügen, irrt, denn gerade die Seminarsituation ist es, die einen nachhaltigen und befriedigenden Lernerfolg sichert. Die vier Grundseminare folgen dabei einem „Roten Faden“ und geben dem zu vermittelnden Wissen eine Struktur. Außerdem, so Reinhard Ruch, freiberuflicher Teamer in Brannenburg: „… besteht nur in Seminargruppen die Möglichkeit des gegenseitigen Erfahrungsaustauschs, einer konstruktiven Diskussion und Kommunikation und des sich gegenseitig Stärkens. Wir machen den Teilnehme-rinnen und Teilnehmern von Beginn an klar, dass sie sich in keiner Schulsituation befinden, wo Benotung das Maß des Erfolgs ist, sondern sie sich in einem geschützten Raum befinden, wo Fehler gemacht werden können und sogar müssen, um den Lernprozess zu fördern.“
Schließlich profitieren die Teilnehmenden im Seminar vom Erfahrungsschatz, den jede und jeder Einzelne einbringt. Durch den ständigen Praxisbezug in der didaktischen und methodischen Aufbereitung der Inhalte werden Präzedenzfälle geschaffen, Best-Practice-Beispiele vorgestellt und gegenseitig Mut gemacht, auch schwierige Probleme, die andere schon gemeistert haben, selbst anzugehen.

Profilierte Teamerinnen und Teamer
Im ver.di Bildungszentrum gilt in Sachen Grundlagenschulung für Betriebsräte ein eiserner Grundsatz: Nur erfahrene Teamer/-innen, die zudem ausgewiesene Praktiker/-innen sind und die Betriebsratsarbeit aus der unmittelbaren Erfahrung kennen, leiten diese Seminare. Walter Lukas, ehrenamtlicher Teamer in Brannenburg und seit vielen Jahren selbst aktives Betriebsratsratsmitglied, weiß, wovon er spricht: „Wer in ein Seminar kommt, merkt sehr schnell, ob der Referent oder die Referentin wissen, wovon sie sprechen, ob er oder sie authentisch vermitteln kann, auf was es in der Betriebsratsarbeit ankommt, weil der Seminarinhalt durch eigene Erfahrungen gespeist wird. Wenn man den Kolleginnen und Kollegen Betriebsratsarbeit nur theoretisch erklären kann und sich nur auf das Betriebsverfassungsgesetz beruft, hat man schon verloren.“

Auf den Standpunkt kommt es an
Bleibt die Frage, wie man bei den neu gewählten Betriebsräten die Motivation erhalten oder gar steigern kann, tatsächlich alle vier Grundlagenseminare zu besuchen. Der Hinweis oder gar die explizite Aufforderung, man müsse das komplette Programm besuchen, hilft trotz guter Gründe wenig, wenn innere Überzeugung und Bereitschaft dafür nicht vorhanden sind. Der Schlüssel lautet schlicht „Begeisterung“. Werner Tomek: „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen spüren, dass Lernen zwar nicht immer leicht ist – zumal die meisten schon lange nicht mehr in einer Lernsituation waren – aber höchst befriedigend sein kann, Spaß macht und nicht zuletzt persönlichen Gewinn verspricht. Sie spüren plötzlich, dass sie einen Wissens- und Kompetenzzuwachs erfahren und Argumente haben, um in Diskussionen zu bestehen. Schließlich hat diese Art des Lernens etwas Freudvolles, wenn man erkennt, dass durch das erworbene Wissen die Arbeit des Gremiums deutlich an Durchsetzungsfähigkeit und Erfolg gewinnt. Damit kann man tatsächlich der Vertretung der Arbeitnehmerschaft – also seinem Mandat – gerecht werden."

Und was sagen die Teilnehmenden?
Sabine: Ich war – offen gesagt – sehr überrascht, wie gut es den Teamern gelingt, eine eher trockene Materie lebendig zu vermitteln, so dass ich das sichere Gefühl habe, ich nehme viel für mich und mein Gremium mit nach Hause. Dazu trägt wohl auch bei, dass ich mich in diesen Grundlagenseminar stets ernst genommen gefühlt habe.
José-Antonio: Hilfreich ist, dass ich mich nicht fürchten musste, etwas ‚Falsches’ zu sagen. Die Seminarsituation ist offen und die Teamenden haben nie den Eindruck vermittelt, dass sie sowieso alles besser wissen. Ich denke, dass ist gerade für neu gewählte Kolleginnen und Kollegen eine ganz wichtige Erfahrung – auch sich und sein Handeln in Frage zu stellen und in der Diskussion untereinander den besten Weg zu finden.
Jürgen: Ich besuche gerade das vierte Gundelagenseminar für Betriebsräte und bin überzeugt, dass ich nur dadurch erfolgreich in meiner Arbeit sein kann. Natürlich kann ich das eine oder andere nachlesen – aber wer sagt mir, ob ich die richtigen Konsequenzen daraus ziehe. Das ist nur im Seminar möglich. Der Betriebsrat muss sich in jedem Fall dazu entschließen, dass seine Mitglieder komplett alle Grundlagenseminare besuchen – dann klappt’s auch mit der Interessenvertretung für die Belegschaft.

Die Belegung aller vier Grundseminare für Betriebsräte macht also nicht nur aus fachlicher Sicht Sinn, denn darin werden für die künftige verantwortungsvolle Tätigkeit als Betriebsrat Strukturen aufgezeigt und der eigenen Person konkrete Handlungsmöglichkeiten vermittelt. Zum anderen ziehen die Teilnehmenden einen hohen persönlichen Gewinn daraus. Freude am Lernen, Stärkung der Persönlichkeit und Wissenserwerb – oft über die Seminarinhalte im engeren Sinn hinaus.
Worauf warten? Das ver.di Bildungszentrum Haus Brannenburg bietet fortlaufend die vier Grundlagenseminare für Betriebsräte an – darüber hinaus eine Vielzahl von Aufbau- und Spezialseminaren. Kontakt und Informationen unter Telefon:
0 80 34 / 9 05 - 1 40 oder www.haus-brannenburg.de
Weitere Informationen:
Leitung Haus Brannenburg
Marion Fendt
Fon: 0 80 34.9 05 - 1 40
Fax: 0 80 34.9 05 - 1 46
marion.fendt@verdi.de


(Marko Junghänel, 16.05.2006)