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    Betriebswirtschaftliches Wissen ist für Betriebs- und Personalräte (über-)lebenswichtig

Seminar-Resümees

Lernen, die ‚richtigen’ Fragen zu stellen

Betriebswirtschaftliches Wissen ist für Betriebs- und Personalräte (über-)lebenswichtig

„Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des neuen Seminars sollen am Ende nicht eine Bilanz von der ersten bis zur letzten Zahl interpretieren können. Sie sollen Begrifflichkeiten und Zusammenhänge verstehen und lernen, die richtigen Fragen in der richtigen Situation zu stellen“. Walter Lukas und Günter Kronschnabel, Teamer im Haus Brannenburg, leisten mit dem Angebot „Zahlen bitte!“ Aufbauarbeit in diesem Bereich, denn bundesweit finden sich nur vereinzelt vergleichbare Konzepte.

oben: Fier, unten: Andreas
Entmystifizierung erforderlich
Betriebs- und Personalräte kapitulieren leider noch allzu oft vor der scheinbaren Übermacht der Zahlen, Statistiken und Bilanzen, die ihnen Arbeitgeber vorlegen. Das Seminar zeigt, dass dazu keine Veranlassung besteht. Und es trägt dazu bei, den Mythos „BWL“ aufzubrechen. Ansatz und Strategie des Seminars sind neben der reinen Vermittlung gängiger betriebswirtschaftlicher Termini vor allem die Erkenntnis, dass diese Kennzahlen in einen gesamtwirtschaftlichen Kontext eingebettet werden müssen. Gleichzeitig muss der soziologische – respektive gesellschaftspolitische – Rahmen Berücksichtigung finden. Walter Lukas: „Wir vermitteln den Teilnehmenden, dass jeder Bilanz eine Vernunft entgegen gesetzt werden kann und muss – ganz im Sinne gewerkschaftlicher Forderungen, dass es eine Alternative zur fortschreitenden Ökonomisierung aller Lebensbereiche gibt“.

Das so genannte Totschlagargument, dass Umstrukturierungen, Personalabbau und Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland betriebswirtschaftlich einfach nötig sind, sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach dem fünftägigen Seminar entkräften können. Dazu werden zunächst Begriffe klargestellt: denn nicht immer meinen zwei das Selbe, wenn sie Gleiches sagen. Betriebs- und Personalräte werden so befähigt, Arbeitgebern als gleichberechtigte Partner gegenüber zu treten. Damit wird ausgeschlossen, dass Verhandlungen bereits auf der Verständigungsebene scheitern.

Interessenvertretung darf sich nicht erpressen lassen
Betriebswirtschaftliches Basiswissen ist darüber hinaus auch an anderer Stelle von Bedeutung. Werden innerbetriebliche Vorgänge in einen brancheninternen oder gar gesamtwirtschaftlichen Zusammenhang gestellt, kann verhindert werden, dass Betriebs- und Personalräte in die „Spiralen-Falle“ tappen. Diese abwärts gerichtete Spirale kommt immer dann in Bewegung, wenn Belegschaft und Personalvertretung vor allem den eigenen Betrieb schützen wollen, in dem tarifliche Vereinbarungen unter Zustimmung beider Seiten untergraben werden. Eine volkswirtschaftliche Betrachtungsweise innerhalb der Branche und darüber hinaus wird im Gegensatz dazu führen, dass im Sinne von Solidarität Arbeitgeberforderungen schnell und effizient entkräftet und zurückgewiesen werden. Günter Kronschnabel: „Der Bedarf an betriebswirtschaftlichen Kenntnissen ist groß. Dieses neue Seminarangebot im Haus Brannenburg trifft da genau den Nerv und wird ganz sicher weiter ausgebaut. Gleichzeitig wollen wir damit eine neue Betreuungskultur der Bezirkssekretäre für ihre Mitglieder anstoßen, denn sie könnten zum Beispiel erste Ansprechpartner in solchen Fragen sein.“

Was bringt’s?
Fier: Das neue Seminar hier in Brannenburg passt genau in die derzeitige Situation vor Ort und gibt wertvolle Antworten bzw. beseitigt Unsicherheiten bei den Kolleginnen und Kollegen. Wir brauchen dringend Basiswissen über betriebswirtschaftliche Abläufe, sonst sind wir in Verhandlungen immer die Verlierer. Ich denke, dass ich jetzt Kennzahlen, die mir die Geschäftsleitung vorlegt, besser verstehe – und ich traue mich nachzufragen, wenn ich eine Zahl nicht interpretieren kann.

Andreas: Dieses Pilotseminar ist ein guter Anfang. Aber es reicht noch nicht aus, um die Kolleginnen und Kollegen wirklich fit zu machen für betriebswirtschaftliche Diskussionen. Ich wünsche mir von diesem Haus, dass aus diesem Angebot eine Seminarreihe wird, die noch tiefer in die Materie einsteigt. Außerdem wäre es sehr hilfreich, wenn man zu diesen Fragen ein internetgestütztes Forum anbieten könnte.

Weitere Informationen:
Haus Brannenburg
Pädagogische Leitung
Frau Marion Fendt
Fon: 0 80 34.9 05 - 1 40
Fax: 0 80 34.9 05 - 1 46
marion.fendt@verdi.de

(Marko Junghänel, 18.07.2005)