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Seminar-Resümee

„Hinterfragt alles!“

Martina und Frank
Aus den Seminaren: „Geld regiert die Welt!“ (31.07. - 05.08.2005)
„Hinterfragt alles!“
Das Brannenburger Seminar zeigt, dass die Logik des Kapitals durchbrochen werden kann und muss.

Fast könnte man meinen, dass die so genannte „Kapitalismus-Debatte“ durch das Brannenburger Seminar „Geld regiert die Welt!“ angestoßen wurde. Aber die Diskussion, die Politiker jetzt oft polemisch führen, ist nur ein kleiner Bestandteil der politischen, gewerkschaftlichen Bildungsarbeit im Haus Brannenburg. Dort werden in verschiedenen Semi-naren permanent Möglichkeiten alternativer Gesellschaftsentwürfe diskutiert.
Reinhard Ruch und Thorsten Schäfer, Referenten des Seminars:„Wir wollen einer allgemein gesellschaftspolitischen Resignation entgegen wirken und deutlich machen, dass der Kapitalismus nicht als krönender Abschluss am Ende der Entwicklung menschlichen Zusammenlebens steht.“

Kapitalismus – und was dann?
„Geld regiert die Welt!“ ist Teil einer Reihe politischer Seminare zum Thema Globalisierung. Dabei kann jeder Baustein separat belegt werden – eine Zusammenführung aller drei Angebote bietet sich allerdings an. „Geld regiert die Welt!“ spürt internationale Geld- und Warenströme auf, verfolgt sie und fragt nach deren Zustandekommen und Folgen. Dabei gehen die Referenten systematisch vor und stellen zunächst eine Übereinkunft in Begrifflichkeiten der internationalen Finanzpolitik her. Aus diesen Zusammenhängen werden erste Ver- und Entflechtungen erkennbar: Nicht immer führt Ursache ‚A’ zwingend zu Folge ‚B’. Oder anders: ‚B’ ist nicht ausschließlich Folge von ‚A’, sondern möglicherweise von ‚C’ oder ‚D’.

Reinhard Ruch: „Wir vermitteln im Seminar einen anderen Blick auf die Realität, die aber in jedem Fall beeinflussbar ist. Diese Realität wird durch Men-schen erzeugt und gestaltet. Also kann und muss es Alternativen geben, die die Welt gerechter und solidarischer machen.“ Gleichzeitig werden während der fünf Tage gesellschaftspolitische Utopien und Gegenentwürfe entwickelt, die diesem Idealbild näher kommen.

Engagement ist überall möglich und gefragt
Die Antworten auf alternative Gesellschaftssysteme geben indes viele Akteure. In jedem Kontext, in jeder persönlicher Lebenswelt finden sich Anknüpfungspunkte, internationale Finanzpolitik, Kapitalismus oder pure Zukunftsszenarien zu beeinflussen oder zu gestalten. Thorsten Schäfer: „Natürlich spielen Gewerkschaften dabei eine wichtige Rolle. Im Seminar zeigen wir aber, dass es nur im Verbund mit anderen gesellschaftlichen Gruppen gelingt, diesen Prozess erfolgreich in Gang zu setzen und am Leben zu halten.“ So kann jeder Menschen in seinem Umfeld - beispielsweise im Verein, in der Kirchengemeinde oder in Parteien - Beiträge leisten, die zu einer lebenswerteren Welt führen. Gleichzeitig darf nicht aus dem Blick geraten, dass dieses Engagement international ausgerichtet werden muss. So multinational und grenzüberschreitend Finanz- und Warenströme sind, so international muss auch die Suche nach Alternativen sein. Die Erkenntnis nach dieser Seminarwoche könnte also lauten: „In der Debatte um eine gerechte Welt, in der das Geld nicht die Menschen regiert, steht man nicht allein.“
Dass das tatsächlich so ist, belegen Beispiele der Referenten, wie und wo Menschen nicht autoritätshörig sind und erfolgreich hinterfragt haben, warum es zur scheinbaren Logik des Kapitalismus keine Alternativen geben soll.

„Auch ich kann die Welt verändern!“
Martina: ‚Hinterfragt alles!’ – mit dieser Botschaft gehe ich aus dem Seminar. Ob Hartz IV, die Medienberichterstattung zum Thema Privatisierung oder die allgemeine Spardiskussion. Ich glaube, dass dieses Brannenburger Seminar mir nicht nur handfestes Wissen über Begriffe der globalen Finanzwirtschaft vermittelt hat. Vielmehr, dass damit bei mir und allen anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Sensibilisierung im Umgang mit scheinbar unabänderlichen gesellschaftspolitischen Prozessen stattgefunden hat. Menschen können die Welt verändern, ich kann es auch. Wer sonst, wenn nicht wir!?

Frank: Dass im Seminar Begrifflichkeiten erläutert werden, die allenthalben durch die Medien geistern, ist ein erster wichtiger Schritt. Besonders hilfreich war die didaktische Form. Wir konnten selbst Beispiele erarbeiten, in Kleingruppen diskutieren und Erkenntnisse daraus in unsere Betriebe nach Hause mitnehmen. Die Umsetzung allgemeingültiger Erkenntnisse auf unsere individuellen Bedürfnisse ist hervorragend gelungen. Für mich ist besonders wichtig, dass ich im Verbund mit anderen – ob im beruflichen oder privaten Umfeld – nach gesellschaftlichen Alternativen suche. Wir müssen uns mit dem kapitalistischen System auseinandersetzen – aber es in keinem Fall als für die Ewigkeit gegeben hinnehmen.

Weitere Informationen:
Haus Brannenburg
Pädagogische Leitung
Frau Marion Fendt
Fon: 0 80 34.9 05 - 1 40
Fax: 0 80 34.9 05 - 1 46
marion.fendt@verdi.de


(Marko Junghänel, 23.08.2005)