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Seminar-Resümee

"Entlassen Sie noch oder planen Sie schon?"

Aus dem Seminar: „Sparpotential Mensch?“ (17.07. -22.07.2005)
„Entlassen Sie noch oder planen Sie schon?“ -
Betriebs- und Personalräte müssen bei Personalplanung initiativ werden
und aktiv mitgestalten

Die Rechung ist einfach: Dem Unternehmen geht es schlecht, Fixkosten müssen gesenkt werden. Ergo – Personal wird abgebaut. Diese Argumentation der Arbeitgeber wird weder durch permanente Wiederholung noch durch ihre scheinbar einfache Logik richtig. Denn es gibt eine Vielzahl von Stellschrauben im wirtschaftlichen Gefüge, die – frühzeitig bedient - Sozialpläne und damit die Abwicklung verhindern. Zum Beispiel im Bereich Personalpolitik.

Kurz-, mittel- und langfristige Personalplanung
Das Brannenburger Seminar „Sparpotential Mensch?“ will zweierlei erreichen: Zum einen geht es um Aufklärung der Teilnehmenden, welche (umfangreichen) Mitwirkungsmöglichkeiten Betriebs- und Personalräte in Fragen der Personalplanung haben. Andererseits ist das fünftägige Seminar so angelegt, dass am Ende konkrete Handlungsoptionen zur Verfügung stehen - insbesondere das Instrument der Betriebsvereinbarung.

Christl Böhm-Biazik, Referentin des Seminars: „Leider herrscht bei den Betriebs- und Personalräten noch zu oft Unkenntnis darüber, welche Möglichkeiten ihnen auf der Grundlage von § 92a Betriebsverfassungsgesetz zustehen (der übrigens fast unbemerkt zugunsten der ArbeitnehmerInnen novelliert wurde; A. d. Red.). Hier in Brannenburg zeigen wir, dass Personalplanung nicht reaktiv, sondern initiativ sein muss.“ Neben fehlendem Basiswissen führt auch eine zeitliche Überforderung dazu, dass verbriefte Rechte nicht im erforderlichen Maße wahrgenommen werden.

Ziel: Betriebsvereinbarung zur Beschäftigungssicherung
Betriebs- und Personalräte müssen durch Rückbindung an die gesamte Belegschaft und rechtzeitige Initiativen gegenüber dem Arbeitgeber vor allem eine mittel- und langfristige Personalbedarfsplanung vorlegen. Ein solches Konzept trifft Aussagen dazu, auf welchem Weg Personal beschafft werden soll, wie diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt werden und wie deren kontinuierliche (Weiter-)Qualifikation abgesichert wird. Neben den wirtschaftlichen sind dabei juristische und arbeitsmarktpolitische Aspekte zu beachten. Hier greifen z.B. Fördermöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit.
Aktive Personalplanung hat zudem einen positiven Nebeneffekt: Die Öffentlichkeitsarbeit des Gremiums wird gestärkt - Glaubwürdigkeit, Entschlossenheit und Kompetenz wachsen signifikant. Problem: Betriebsvereinbarungen sind auch im Personalbereich nicht individuell einklagbar. Sollte es - trotz frühzeitiger Planung - zur Abwicklung des Unternehmens kommen, können die vorher getroffenen Vereinbarungen aber in den Sozialplan fließen.
Das Seminar geht bei der Erstellung solcher Betriebsvereinbarungen in Einzelschritten vor: Geklärt werden muss, ob Belegschaft und Betriebs- / Personalrat eine solche Vereinbarung wollen. Juristisch muss überprüft werden, ob Personalplanung gemacht werden darf und schließlich sind Ressourcen zu beurteilen, ob diese Personalplanung durchgesetzt werden kann. Bleibt das „Machen“. Dazu erarbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars Vorlagen, um diese dann vor Ort auf ihre Bedürfnisse abzustimmen.
Böhm-Biazik: „Unsere Teilnehmenden sollten ein Grundverständnis für das Betriebsverfassungsgesetz ins Seminar mitbringen. Dann lernen Sie, dass Personalabbau gar nicht so selten hausgemacht ist, weil z.B. neue Märkte ‚verschlafen’ wurden, Mitarbeiter nicht rechtzeitig und im erforderlichen Umfang qualifiziert oder einfach nicht langfristig genug geplant wurde“.

Was nehme ich aus dem Seminar mit?
Petra: Das Seminar hat einen hohen praktischen Nutzwert für mich, weil ich am Ende eine kon-krete Betriebsvereinbarung mitnehmen kann. Das nimmt mir die Angst vor Formulierungen, gibt mir Sicherheit und entlastet meine Arbeit zeitlich. Ich glaube aber auch, dass sich Betriebsräte intern mit dem Thema auseinandersetzen müssen. Bislang ist das nicht überall selbstverständ-lich. Das Seminar ist wunderbar geeignet, diese Sensibilisierung herzustellen.

Pia: Unser Personalrat ist zwar schon seit einiger Zeit in Sachen Personalplanung aktiv, aber ich habe trotzdem viele Anregungen aus dem Seminar mitgenommen. In der Praxis zeigt sich im Übrigen sehr schnell, dass aktive Betriebsräte bei Belegschaft und Arbeitgeber an Kompe-tenz hinzugewinnen. Sie werden als gleichberechtigte Gesprächspartner wahrgenommen und können sich so erfolgreich für Beschäftigungssicherung einsetzen. Unsere Öffentlichkeitsarbeit hat damit jedenfalls enorm an Wirkung gewonnen.

Weitere Informationen:
Haus Brannenburg
Pädagogische Leitung
Frau Marion Fendt
Fon: 0 80 34.9 05 - 1 40
Fax: 0 80 34.9 05 - 1 46
marion.fendt@verdi.de


(Marko Junghänel, 16.08.2005)