Bühnenteaser

  • Berichte - Was war:Nicht alles anders – aber vieles besser machen

Seminar-Resümee

Nicht alles anders – aber vieles besser machen

Der Betriebsrat: Ein kleines Unternehmen
Das Besondere an diesem Brannenburger Pilotseminar ist die methodische Aufbereitung durch die beiden Teamer, Siegfried Heim und Norbert Großhauser-Fernau. „Wir haben unsere Vorgehensweise bei den Methoden der Managementlehre ‚abgeschaut’. Denn Betriebsräte sind durchaus mit Kleinunternehmen zu vergleichen. Es gibt Produkte, eine Produktionsweise oder einen Verkaufsprozess inklusive Öffentlichkeitsarbeit“, erläutert Siegfried Heim. Und weiter: „Wir sind sicher, dass die Betriebsräte damit noch besser für die Vorbereitung und Durchführung der kommenden Wahlen gerüstet sind.“
Der Seminaransatz ist dabei vergleichbar mit der Arbeit einer Unternehmensberatung und stützt sich auf Erkenntnisse des St. Gallener Management Zentrums von Prof. Fredmund Malik. Aus einer Außenperspektive wird der Betriebsrat analysiert und Lösungsvorschläge bei erkennbaren Problemen erarbeitet. Das Haus Brannenburg kann dabei auf Erfahrungen bei verwandten Seminarthemen verweisen, zum Beispiel auf „Selbstmanagement des Betriebsrats“.
Dem geht die Erkenntnis voraus, dass neben der inhaltlichen Unsicherheit bei neu gewählten oder erstmals zur Wahl stehenden Betriebsräten oft auch Unklarheit im Bereich Management besteht. Die Kolleginnen und Kollegen wissen zu wenig über Projektarbeit und entsprechende Methoden. Da schafft das Seminar Abhilfe: Die Benennung des Problems führt zur Formulierung des Ziels und letztendlich die Beschreibung des Weges dorthin. Heim: „Oft konzentriert man sich auf ‚Nebensächlichkeiten’. Entscheidender ist es, zu lernen, die richtigen Fragen zu stellen. Dann kann man auch die richtigen Antworten geben.“

Betriebsratsarbeit ist Projektarbeit!
Ein anderer Aspekt ist das inhaltliche Selbstverständnis der Betriebsräte. Der Betriebsrat als Gremium aber auch einzelne Betriebsratsmitglieder können nicht genau benennen, was ihr Projekt ist, welches Produkt sie haben. Sie versuchen gleichzeitig Berater der Arbeitnehmer oder Konfliktpartei im Betrieb zu sein. Keine der Aufgaben wird aber konsequent zu Ende geführt, weil man das Ziel aus den Augen verloren hat. Diesen Missstand soll das Seminar auch beheben.
Es setzt dabei auf unbedingten Praxisbezug, zum Beispiel beim Thema Kandidaten/-innen-Findung. Für einige Betriebsräte gehört die mangelnde Bereitschaft der Kolleginnen und Kollegen, sich als Betriebsrat zu engagieren, zu den größten Schwierigkeiten. Dabei wird übersehen, dass dieses Problem nur zum Teil Folge eines eher schlechten Images des Gremiums insgesamt ist. Wichtig ist auch: Wie wird die Belegschaft angesprochen, wie mit dem Arbeitgeber verhandelt? Betriebsräte sollen ihre Arbeit als Sozialmanager verstehen. Dazu muss z.B. den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Wahlen eine tatsächliche Aus-Wahl geboten werden. Schließlich muss der gewählte Betriebsrat Projekte aufsetzen und ein sinnvolles Projektmanagement / Weiterbildungsmanagement installieren, um seine Ziele erfolgreich umzusetzen.

Lust auf Mitbestimmung machen
Das Seminar orientiert sich an konkreten Fragestellungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer: „Die Erfahrung, die sie mitbringen, nutzen wir, um ihre eigene Projektkompetenz zu steigern, ihre Durchsetzungsfähigkeit zu erhöhen und ihre Kommunikation mit der Belegschaft wirkungsvoller zu machen. Betriebsratsarbeit verstehen wir als eigenständigen Beruf, der eigene Qualifikationsanforderungen hat“, so Siegfried Heim. Es geht auch um die „Lust auf Mitbestimmung“, denn nirgendwo sonst hat ein Arbeitnehmer die Chance, den eigenen Betrieb so gut kennen zu lernen, selbst Themen zu setzen und mit Leben zu füllen. Nach den positiven Rückmeldungen der Teilnehmer/-innen nach dem ersten Seminarangebot ist im Haus Brannenburg bereits eine Diskussion darüber im Gange, ob daraus ein Regelangebot und sogar Aufbauseminare entstehen könnten.

„So eine intensive Arbeitsatmosphäre habe ich noch nie erlebt!“
Isabella: Ich habe den Eindruck, dass alle Teilnehmer in den Arbeitsgruppen überdurchschnittlich intensiv gearbeitet haben. Sicherlich ist viel Inhalt zu verarbeiten - aber es hat sich gelohnt.
Helmut: Für mich war es wichtig, dass ich zunächst mit einigen Grundlagen zum Ablauf der Betriebesratswahlen vertraut gemacht wurde und gelernt habe, vernünftig mit diesem Handwerkszeug umzugehen.
Isabella: Die jetzige Wahlperiode war in unserem Betrieb sehr chaotisch, weil wir nicht rechtzeitig und auf unsere Bedürfnisse zugeschnittene Bildungsangebote wahrgenommen haben. Das Seminar jetzt kommt zwar auch kurzfristig vor der Wahl – hat mir aber enorm an Selbstvertrauen gegeben. Außerdem habe ich bis jetzt eher schlechte Erfahrungen mit Weiterbildungen gemacht. Hier in Brannenburg war ich sehr positiv überrascht.
Helmut: Ehrlich gesagt, fand ich am Anfang die Methode des Seminars gewöhnungsbedürftig. Aber auch das hat sich als richtig erwiesen, denn ich nehme das mit nach Hause, was ich jetzt wirklich in meiner Funktion brauche. Schön wäre es, wenn es zu diesem Angebot ein weiterführendes Seminar gäbe.
Isabella: Und das Haus ist einfach toll. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sehr engagiert, freundlich und hilfsbereit. Eine optimale Lernumgebung – nicht zuletzt wegen der guten Zeitstruktur mit Arbeits- und Erholungsphasen. Brannenburg macht wirklich Lust auf Weiterbildung, ich komme bestimmt wieder.


Weitere Informationen:
Leitung Haus Brannenburg
Marion Fendt
Fon: 0 80 34.9 05 - 1 40
Fax: 0 80 34.9 05 - 1 46
marion.fendt@verdi.de

TeilnehmerInnen am Seminar


(Marko Junghänel, 13.02.2006)