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    "Tarifpolitik kann auch sexy sein!"

Bildungsstätte Brannenburg

Der Teamenden-Arbeitskreis Brannenburg...

"Tarifpolitik kann auch sexy sein!"

ver.di-Tarifpolitik zentrales Thema des Teamenden-Arbeitskreises im
ver.di Bildungszentrum Haus Brannenburg


Mitentscheidend für den Erfolg des Hauses Brannenburg sind inhaltliche Diskussionen mit Fachreferenten und Spezialisten über Themen, die die tägliche gewerkschaftliche Praxis, den gesellschaftlichen Diskurs und die politischen Entwicklungen hervorbringen. Das Thema „Tarifpolitik in ver.di“ stand u.a. auf der Tagesordnung des Teamenden-Arbeitskreises vom 4. und 5. Juni 2005.
Gastreferent in Brannenburg: Michael Wendl
Frage: „Gibt es eine Tarifpolitik in und von ver.di?“ Antwort: „Es kommt darauf an!“ Worauf es ankommt, um die Frage so oder so eindeutig zu beantworten, erklärt Michael Wendl, stellvertretender Landesbezirksleiter ver.di Bayern und Referent zum Thema: „Jeder weiß, dass eine einheitliche Tarifpolitik in ver.di, d.h. zwischen den Fachbereichen Zukunftsmusik ist. Es gibt unterschiedliche Traditionen der Einzelgewerkschaften, die fortwirken. Das ist aber nur ein Grund.“
Schwerer wiegt nach übereinstimmenden Aussagen sowohl der Teamerinnen und Teamer als auch Wendls die Tatsache, dass es den Gewerkschaften insgesamt derzeit an gesellschaftspolitischen Utopien mangelt. Der vorherrschende Pragmatismus ist lähmend für eine Tarifpolitik, die sich mit der schleichenden Auflösung von Flächentarifverträgen konfrontiert sieht. Und schließlich: „Eine engagierte Tarifpolitik erfordert volks- und betriebswirtschaftliches Know-how, um Begrifflichkeiten einzuordnen, Zusammenhänge zu erkennen und Lösungen zu formulieren. Letztlich bedeutet das, dass gewerkschaftliche Bildungsarbeit diese Kenntnisse mit Pauken von Begriffen und dem sich Mühen um das Erkennen gesamtgesellschaftlicher Verflechtungen vermitteln muss. So banal es klingt: dieses Pauken widerspricht dem/der selbstbewussten Seminarteilnehmer/in, der/die in der Regel methodisch attraktiv gestaltete Weiterbildungen erwartet und einfordert.“
Eine gemeinsame Tarifpolitik ist möglich!
Keine ver.di-spezifische Situation also. Und: die Probleme sind durchaus lösbar! Die rasant fortschreitende Ökonomisierung aller Bereiche des Lebens kann eine Trendwende einläuten. Neoliberale Tendenzen werden zum Motor für neue Visionen in der Interessenvertretung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Schließlich müssen zusätzlich neue Bildungskonzepte entwickelt werden, die den Gegensatz von stupidem Auswendiglernen einerseits und kreativen Seminarmethoden andererseits auflöst. Das Haus Brannenburg ist dabei auf einem guten Weg – das beweisen beispielsweise die regelmäßigen Auswertungs- und Reflektionsgespräche im Leitungsteam.
„Was diese neuen Bildungskonzepte zusätzlich leisten müssen, ist eine stärkere Vernetzung über Fachbereichs-, Einzelgewerkschafts-, Gruppen- oder Verbandszugehörigkeiten hinaus“, so Wendl. Und weiter: „Kirchen, Bildungsträger oder Wohlfahrtsverbände müssen partnerschaftlich dem ausufernden Neoliberalismus entgegenwirken.“
Trotz allem Optimismus ist klar, dass auch künftig nichts so beständig ist wie der Wandel. Gewerkschaftsarbeit und tarifpolitische Auseinandersetzungen werden verstärkt auf betrieblicher Ebene stattfinden. Der Staat wird mehr als bisher regulierend und schlichtend in Tarifauseinandersetzungen eingreifen (müssen) und schließlich wird gewerkschaftliche Arbeit neue Interaktionsfelder finden: in den Wirtschaftsregionen, die grenzüberschreitend angelegt sind und die damit sicherstellen sollen, dass nicht alle(s) einer Regelung durch den „Markt“ überlassen bleibt.
Gewerkschaften wichtiger denn je
Werner Tomek, Teamer in Brannenburg, dazu: „Sich mit Tarifpolitik auseinander zu setzen ist sicher nicht leicht. Da gibt es besser verdauliche Themen. Gewerkschaftlicher Bildung muss es gelingen, Lust zu machen auf dieses Thema, Anreize zu bieten, sich in die Materie einzuarbeiten und auch junge Mitglieder dafür begeistern. Insgesamt denke ich, dass Gewerkschaften trotz aller Drohszenarien in ihrer Bedeutung wachsen und unter den veränderten gesellschaftlichen Konstellationen eine entscheidende Rolle einnehmen. Aber es wird Veränderungen geben: die stärkere Fokussierung auf eine betriebliche Tarifpolitik – ohne dabei per se den Flächentarif aufzugeben, neue Kooperationspartner und eine starke Internationalisierung unserer Arbeit. Dazu müssen unter Umständen auch ‚alte Zöpfe’ abgeschnitten werden und die zuweilen zu beobachtende Klas-senkampfromantik zugunsten einer konsequenten inhaltlichen Auseinandersetzung mit Arbeitgebern und deren Verbänden aufgegeben werden.“

Weitere Informationen:
Haus Brannenburg
Pädagogische Leitung
Frau Marion Fendt
Fon: 0 80 34.9 05 - 1 40
Fax: 0 80 34.9 05 - 1 46
marion.fendt@verdi.de


(Bildungsstätte Brannenburg - TAK, 16.06.2005)