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Ökologie, Ökonomie und Soziales sind untrennbar

Gerhard Engel und Arno Enzmann, die beiden Teamer des neu konzipierten Umweltseminars, bringen es auf den Punkt: „Politische Bildung und damit ökologische Bildung ist nicht per se unattraktiv. Seit 20 Jahren wird in der Jugend- und Erwachsenenbildung darüber gesprochen, dass man neue inhaltliche und methodische Ansätze in der Bildungsarbeit verfolgen müsse. Die gibt es längst und wir setzen sie beim Seminar ‚Wasser ist Leben – Wasser ist Geld’ konsequent um. Übrigens nicht nur in diesem, sondern in allen Seminaren, die im ver.di Bildungszentrum in Brannenburg stattfinden. Und der Erfolg gibt uns Recht: Es gab dreimal mehr Interessenten für dieses Seminar als wir annehmen konnten.“
Mit dem Angebot zum Schwerpunktthema „Wasser“ startet das Bildungszentrum eine Reihe umweltpolitischer Seminare, die sich den natürlichen Ressourcen und damit unserer Lebensgrundlage annimmt. Das Ökologische im engeren Sinne soll in dieser Reihe in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext aus Ökonomie, Ökologie und Sozialem eingebettet werden. Dieser Ansatz von ökologisch ausgerichteter Bildung ist zwar nicht völlig neu; gleichwohl wird durch die Verbindung von Wirtschaft, Umwelt und sozialem Leben eine direkte und im besten Sinne des Wortes wirkungsvolle Verbindung zur individuellen Lebenssituation der Teilnehmenden hergestellt.

„Wasser berührt uns“
„Der Rohstoff Wasser berührt uns. Er ist uns wichtig, weil jeder versteht, wie überlebenswichtig diese Ressource ist. Aber Wasser wird mehr und mehr zur Ware – oder gar zum politischen Druckmittel. Wir beleuchten im Seminar alle Facetten dieser natürlichen Ressource; von der Entstehung über die Verwendung, den Zugang bis zur politischen Bedeutung“, erklärt Arno Enzmann.
Das ver.di Bildungszentrum Haus Brannenburg setzt dem Trend der Vernachlässigung ökologischer Themen in der (gewerkschaftlichen) Bildungsarbeit sein neues Konzept entgegen. Denn Ökologie im privaten Umfeld oder im Betrieb ist keine Kür – vielmehr muss es als Pflichtaufgabe verstanden werden. Dies umso mehr, als dass in ver.di verschiedene Branchen vertreten sind, deren Arbeits- und Handlungsgrundlagen eng an diese Ressource gebunden sind.

Neue Mitwirkungsmöglichkeiten
Umweltschutz ist im Angebot des Hauses Brannenburg keine Eintagsfliege. Schon im August wird es ein speziell auf die Bedürfnisse von Betriebs- und Personalräten zugeschnittenes Angebot in Sachen betrieblicher Umweltschutz geben, in dem auch der Zusammenhang zum Gesundheitsschutz eine wesentliche Rolle spielt.
Das neue Brannenburger Seminar ist in vielerlei Hinsicht anders und neu: Welche Interessenlagen gibt es im Umgang mit dem Rohstoff Wasser? Welche internationalen Verbindungen gibt es im Hinblick auf Bestrebungen, Wasser zu privatisieren? Und was kann schließlich der Einzelne tun, um Wasser weiterhin uneingeschränkt der Allgemeinheit zugänglich zu machen? Neben der Information der Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Faktenlage ist den Teamern wichtig, Handlungsanleitungen für die betriebliche Praxis zu vermitteln.

Ein Seminar dort, wo es hingehört
Gerhard Engel:„Ich bin sicher, dass wir über kurz oder lang ein ähnlich großes Interesse für ökologische Fragen wie in den 1980er und 1990er Jahren wecken können, wenn wir Inhalte und Methoden dieser Bildungsangebote neu formatieren. Wir machen das bei diesem Seminar so, dass wir einen Großteil unserer Seminarzeit draußen verbringen – dort, wo unser Rohstoff Wasser vorkommt oder verarbeitet wird.“ Besuche und Gespräche mit dem örtlichen Wasserversorger, dem Klärwerk oder einem Produzenten von Mineralwasser in der Region machen Wasser greifbar und die Folgen einer Ausbeutung der Ressource überdeutlich. Mit diesem anschaulich vermittelten Wissen wieder zu Hause in den Familien und den Betrieben werden aus den Seminarteilnehmerinnen und Teilnehmern Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für eine umweltgerechte Welt, die Chancen für den bietet, der rechtzeitig und nachhaltig auf die natürlichen Rohstoffe eingeht – uns allen Schaden zufügt, wenn Profit- und Machtinteressen die Sorge um eine intakte Umwelt ausschalten.
Insofern liegt das Konzept des Semimars eher in einer möglichst breiten Beleuchtung der Ressource Wasser, als der Verengung auf wenige Einzelaspekte. Nach diesem Seminar sollen die Teilnehmenden die richtigen Fragen stellen kön-nen, sollen Ansatzpunkte für die Weiterarbeit kennen und selbst aktiv in Sachen Ökologie werden – zum Beispiel in den nach wie vor erfolgreich arbeitenden örtlichen Agenda-21-Gruppen.

Das sagen die Teilnehmenden:
„Das habe ich mir nicht im Traum vorstellen können.“

Ökologie ist scheinbar doch in, oder warum habt Ihr Euch zu diesem Seminar angemeldet?
Hilde: Aktueller Anlass war die Verabschiedung der neuen Dienstleistungsrichtlinie. Darin geht es letztlich ja auch um Daseinsvorsorge und nicht zuletzt um den Umgang mit natürlichen Ressourcen.
Helmut: Ich habe privat als Höhlenforscher eine sehr enge Bindung zum Thema Wasser und wollte einfach noch mehr darüber wissen. Dass das Seminar so aufgebaut ist und mir so viele neue Erkenntnisse gebracht hat, hatte ich nicht vermutet – bin jetzt dafür umso mehr und sehr positiv überrascht.

Ökologie ist Politik und umgekehrt, könnt ihr dem zustimmen?
Helmut: Für mich ist es erschreckend, im Seminar zu erkennen, wie stark die Po-litik die Ökologie beeinflusst und vereinnahmt. Diese Erkenntnisse müssten noch viel mehr Menschen zugänglich gemacht werden.
Hilde: Die von einigen Versorgern angestrebte Privatisierung des Wassers ist ein Skandal. In unserem Seminar haben wir dazu übrigens ein ver.di-Flugblatt unterzeichnet, dass sich eindringlich gegen diese Bestrebungen wendet. Aber wir haben auch gelernt, welche Anstrengungen notwendig sind, dass wir täglich unser Wasser in der gewohnten Qualität bekommen. Die methodische Aufbereitung des Seminars war dafür äußerst hilfreich: Raus aus dem Seminarraum – rein in die Natur.

Wie geht Ihr mit dem erworbenen Wissen jetzt um?
Ich habe eine Vielzahl von Argumenten und Anregungen bekommen, die ich im Kollegen- und Freundeskreis weitergeben will.
Hilde: Wenn ich nach Hause komme, werde ich als erstes bei den Stadtwerken anrufen und mich nach dem Thema Wasser erkundigen. Ich wusste bislang beispielsweise nicht, dass unsere Stadtwerke schon privatisiert wurden. Das Seminar hat in dieser Hinsicht zur deutlichen Bewusstseinsweinsschärfung geführt.

Wie geht es weiter mit unserer Umwelt?
Helmut: Viele Menschen glauben heute, dass wir schon genug für die Umwelt tun und man sich auf diesen Erfolgen ausruhen kann. Aber es lauern neue Gefahren, die weniger von den reinen Umweltverschmutzern ausgehen als vielmehr von denjenigen, die die natürlichen Ressourcen als Ware behandeln.
Hilde: Nach meiner Erfahrung sind Betriebs- und Personalräte mit diesem Thema momentan überfordert. Es wäre aber wichtig, dass die Gremien sich mit dem Bereich Ökologie neue Handlungsfelder erschließen. Die notwendigen Weiterbildungen werden z.B. im Haus Brannenburg angeboten. Man muss sie nur nutzen. Das Haus bietet übrigens beste Voraussetzungen für ökologische Themen – und außerdem eine sehr produktive Lernatmosphäre.

Weitere Informationen:
Leitung Haus Brannenburg
Marion Fendt
Fon: 0 80 34.9 05 - 1 40
Fax: 0 80 34.9 05 - 1 46
marion.fendt@verdi.de
Ökologie muss wieder verstärkt ins Bewusstsein gelangen, denn es drohen neue Gefährdu


(Marko Junghänel, 12.06.2006)