23.03.-29.03.2025 | Seminar Nord 003/25
Geschichte und aktuelle politische Herausforderungen in Málaga, Andalusien
Nord 003/25 Verfügbar
Andalusien steht derzeit vor einer Reihe von politischen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen. Die Folgen der Finanzkrise und von COVID sind nicht überwunden. Die Wirtschaft wird vom (Massen-)Tourismus und der Bauwirtschaft nicht nur geprägt, sondern ist von ihr abhängig. Beide Bereiche haben sehr unter den Folgen der Krise gelitten und sich davon noch nicht erholt. Die Baubranche war bereits durch die Finanzkrise tief getroffen worden.
Spanien hatte für den Umgang mit der Corona-Krise einen eigenen Weg gefunden, indem sich die Regierung Sanchez von Deutschland inspirieren ließ und ein Kurzarbeitergeld-Gesetz in Kraft gesetzt hat, um Arbeitnehmer*innen ein Einkommen und den Arbeitsplatz zu sichern und sicherzustellen, dass die Unternehmen ihre Arbeitnehmer*innen, mit ihren für den Betrieb notwendigen Kompetenzen, nicht an andere Branchen verlieren. Zugleich gab es verschiedene Direktsubventionspakete für Bürger*innen, wie bspw. finanzielle Unterstützung für die Nutzung des ÖPNV, Reduzierung der Mehrwertsteuer auf bestimmte Produkte, günstigere Steuern für die Gastronomie, kostenloses Schulessen usw.
Andalusien leidet stark unter dem Klimawandel, so hat bspw. die Folge von Dürren dazu geführt, dass im Januar 2024 das 4. Dürre-Dekret erlassen wurde. Bevölkerung und Unternehmen wurden aufgerufen Wasser zu sparen, weil die Versorgung mit Trinkwasser kritisch ist. Für die Landwirtschaft und den Tourismus soll es Ausnahmen geben. Der Wasserverbrauch in der regenarmen Region um Almeria herum, wo unter anderem, Tomaten für Europa wachsen, erzeugt somit weitreichende Probleme für die Bürger*innen.
Die spanische Migrationspolitik wird uns in dieser Woche ebenfalls beschäftigen, weil in der andalusischen Landwirtschaft viele Migrant*innen unter sehr prekären Bedingungen arbeiten und an den spanischen Küsten viele Geflüchtete ankommen.
Die Geschichte der Region, das arabische Erbe, der spanische Bürgerkrieg und der Franquismus prägen die heutige Gesellschaft und Politik. Die von sozialen Bewegungen getragene Aufarbeitung, deren Ansatz für eine Erinnerungskultur zum Franquismus, ist der Leuchtturm in Spanien.
Insbesondere Frauen, deren Männer Opfer unter Franco waren, haben sich ihre Erinnerung zurückgeholt. Die Erinnerungsbewegung in Andalusien ist so stark, weil Andalusien unter Franco einer immensen Repressionspolitik ausgesetzt war, eine Vielzahl von Massengräbern belegen dies.
An der Umsetzung der progressiveren Gesetzgebung zur Gleichstellungspolitik in Madrid (PSOE – Sozialdemokratie) und deren Umsetzung von den Regierungsparteien in Andalusien, Partido Popular (konservativ-christdemokratisch) und VOX (nationalkonservativ, rechtspopulistisch) die eher eine Verhinderungspolitik betreiben, lässt sich die Spaltung der spanischen Gesellschaft diskutieren.
Wie Gewerkschaften ihre Mitwirkungs- oder Gestaltungsmöglichkeiten in Andalusien nutzen oder genutzt haben, werden wir am Beispiel der andalusischen Arbeitergewerkschaft SAT (Sindicato Andaluz de Trajabadores) diskutieren. SAT hat sich dem zivilen Ungehorsam verschrieben und kämpft mit kreativen Mitteln, z.B. auf den Großplantagen bzw. dem „Plastikmeer von Almeria“, für die Rechte von Tagelöhnern in der Landwirtschaft.
All dies und weitere Themen werden in der Woche mit unterschiedlichen Referent*innen diskutiert werden.