01.09.-05.09.2025 | ver.di-Bildungszentrum Gladenbach

Ich bin, wen Du nicht siehst

GL0325090102     Ausgebucht


„Die Franzosen“ sind große Liebhaber und Revolutionäre. „Die Afrikaner“ haben Musik im Blut. „Die Schweizer“ sind pünktlich, „die Deutschen“ pedantisch und gründlich – dabei obrigkeitshörig. „Der Russe“ ist einer, der die Birken liebt usw. usf. Wen wir wie wahrnehmen, hängt von sozial erlernten, zumeist unbewussten Mustern ab. Vor den Begegnungen stehen die Stereotypen (altgriechisch: feste Formen) – gesellschaftlich geteilte vereinfachende und typisierende Bilder über Menschen bzw. Menschengruppen. Verschiedenheiten werden zu Andersartigkeiten, die die zugeordneten Eigenschaften per se „besitzen“. Aus anders wird fremd, wird bedrohlich. Das alles ist keine individuelle, sondern eine gesellschaftliche Angelegenheit. Denn was passiert, wenn der öffentliche soziale Raum durch die Fremdwahrnehmungen der sog. Mehrheitsgesellschaft bestimmt wird? Wie werden wir uns unserer stereotypen Wahrnehmungen bewusst? Wie passiert die Konstruktion „des Anderen“? Können wir lernen zuzuhören, bevor wir über diejenigen sprechen, die außerhalb unserer Lebenswelt zu sein scheinen? Wie äußern sich diejenigen, die von uns als fremd wahrgenommenen werden selbst?